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genannt wurde.

[Balhait war damals König von Indien und für ihn erfand Sissa das Schach. Die damaligen Weisen erklärten es dem Nerd. überlegen. Man sagt, dass als Sissa das Spiel erfunden und dem König Shihram angeboten hatte, dieser von Bewunderung und Freude erfüllt war; er befahl Schachbretter in den Tempeln aufzustellen, und betrachtete das Spiel als die beste Sache, welche man lernen könnte, da es eine Anleitung zur Kriegskunst, eine Ehre für die Religion und die Welt, und das Fundament aller Gerechtigkeit war. Er äusserte seine Dankbarkeit und Freude über die Gunst, mit welcher der Himmel seine Regierung durch eine solche Erfindung verherrlicht, und sagte zu Sissa:,,,,Frage mich Alles was du begehrest."",,,,Dann wünsche ich,"" antwortete Sissa,,,,,dass ein Waizenkorn auf das erste Feld (in dem ersten Hause) des Schachbretts, zwei auf das zweite gelegt, und die Zahl der Körner fortwährend verdoppelt werde, bis das letzte Feld (Haus) erreicht sei: welches dies Quantum sein möge, ich wünsche es zu bekommen."" (Hier folgt dann die bekannte Geschichte, dass alles Getreide der Welt nicht ausreichen würde, Sissa's Verlangen zu befriedigen.) Darauf sprach der König zu Sissa:,,,,Dein Scharfsinn, einen solchen Wunsch aus zu denken, ist noch bewunderungswerther als dein Talent im Erfinden des Schatrándsch."" ,,Es schien mir zweifelhaft (erzählt Ibn Challikan mit grösster Naivetät weiter), dass die Summe so gross sein könnte, aber als ich einem Rechnungsführer in Alexandrien begegnete, hat er mir vordemonstrirt, dass die Erklärung richtig war; er legte mir nämlich einen Papierbogen vor, auf welchem er die Zahlen bis zum 16. Felde verdoppelt hatte, und bekam 32768 Körner heraus“ u. s. w.5).

Wir haben hier die litterarische Quelle, aus der wol alle jüngeren Autoren, welche zugleich mitunter den Namen des erdichteten Erfinders: modificiren, geschöpft haben. Zuerst natürlich Ibn Challikan's Fortsetzer Safadi, 764 1362, aus dessen unedirtem Commentar über ein Gedicht des Tograi, Hyde (I, 39) eine Stelle arabisch und lateinisch giebt, nach welcher Sissa (der Abschreiber vocalisirt Sassa) Erfinder des Schach wäre"). Muhammed Sokeiker aus Damask, der im 16. Jahrhundert

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4) Slane bemerkt zu dieser Stelle mit Recht: ,,If the passage here placed between crotchets be not an interpolation, the author has been lead into a contradiction by his forgetting, to compare the additional notes which he inserted in the margine of his work with what he had already written. It may be here mentioned that nothing positive is known of Sissa, Shihrâm and Balhaît."

5) Ibn Khallikan's || Biographical Dictionary || translated from the arabic by Bn Mac Guckin de Slane, | Vol. III. || Part. I. || Paris, || printed for the Oriental translation fund of Great Britain and Ireland: || ... || MDCCCXLV. 4to. pp. 70-75: Abu Bakr as-Sûli. Ausgabe 1868, pp. 68-73. Das Original in Wüstenfeld's Ausgabe Nr. 659, ein Theil bei Hyde I, 37; vgl. G. Weil, Geschichte der Chalifen, III (1851) Anhang p. VII.

6) Hierauf bezieht sich das Citat des Clodius p. 151, bei Schmid S. 359, aus Joh. Wallis, Opera mathematica, Oxonii 1699, Folio, Tom. I. pp. 159-64, mit dem Druckfehler Selaboddin etc.; Sokeiker hingegen schreibt Sissa als recipirte Lesart. Abu Muhammed ben Omar, oder sein persischer Bearbeiter Muhammed ben Husam ed-Dîn (Bland, Persian Chess 1850, p. 20), schreibt Sisa mit eingeschobenem Vocal i, im angeblichen arabischen Schatrandsch el-Basri (Bland p. 26) heisst er Súsah. Ein persischer Anonymus schreibt im 15. Jht. Sahsahah (bei Bland p. 13, wofür Forbes pp. 59, 67, 70 stets Sassa substituirt; wo Bland,

eine Schrift Fi Tefdhil esch-Schatrendsch ala 'l-Nerd (über den Vorzug des Schach vor dem Nerd) verfasste, sagt, denn Legenden werden mit dem Alter immer kräftiger, schon ganz bestimmt: „Fragt man mich, ob ich den Namen des Erfinders dieses Spieles und des Königs, für den es erfunden worden, wisse? so sage ich, ja. Sissa, ein indischer Weise, ein Sohn des Dahir hat es ausgedacht. Es hat es für den König Indiens, Schahram erfunden. Es nennen ihn inzwischen einige Belhit“ u. s. w. In dem praktischen Englande opfert die Schachwelt dem Caïssa, und in meinem bedächtigen Vaterlande heisst die Schachzeitung Sissa.

Das mit der Legende vermischte und ganz nach indischem Geschmack angelegte Rechenexempel mit den Waizenkörnern, hängt an sich nicht mit dem Schach, sondern überhaupt blos mit der Existenz eines Spielbrettes von 64 Feldern (auf das ich später zurückkomme) zusammen. Die Inder, die Lehrer der Araber in der Arithmetik, liebten, in Uebereinstimmung mit ihrer sich überall kundgebenden Maasslosigkeit, solche grossartige Berechnungen. Halâyuda, der allem Anschein nach gegen Ende des 10. Jahrhunderts lebte", nennt die Felder im Tschaturangaspiel (s. das ind. Vierschach p. 4, Note 2) Kornkammer, die Araber und nach ihnen noch heute die Spanier, Italiener, Franzosen, nennen Schachfeld Haus (arab. beit,

p. 62, bei Hyde ägg gefunden, ist nicht ersichtlich). Der anonyme Verfasser des hebräischen Maadanne Melech schreibt, wofür in der Ausgabe 1726 Bl. 10b, schwerlich eine kundige Restitution. Für Sissa findet sich Nasir ben Dahir im Ferhenghi Sururi bei Hyde (p. 50), aber nirgends, so viel ich weiss, (Sissa),,ben Nasir", wie er (p. 62) anführt.

Aus indischen Quellen hat selbstverständlich bis jetzt Niemand den arabischen Sissa ben Dahir nachgewiesen. Bland (p. 62) hält Sissa für eine Verstümmelung von Xerxes, Forbes constatirt (p. 70) mit üblicher Unverschämtheit in Kürze, dass Sassa und Daher zwei „real personages" sind, beide brahmanische Fürsten gegen Anfang der muhammedanischen Aera. In fact" sei Sissa der erste indische Fürst, mit welchem die Araber in Berührung kamen u. s. w. Ist denn dies angebliche Factum, von dem Kenner wie Weber nichts wissen, ein so bekanntes, dass es nicht einmal eines Nachweises bedurfte? Unter solchen Umständen wird auch eine ferner liegende Hinweisung Steinschneider's gestattet sein. Eine Aufzählung indischer Autoren über Astronomie, Medicin u. s. w. findet sich im Fihrist (p. 271, vgl. Zeitschrift der Deutsch. Morgenl. Gesellsch. XIII, 629) und bei Ibn Abi Oseibia (Cap. XII, englisch von Cureton mit Anmerkungen von Wilson, im Journal of the Royal Asiatic Society VI, 1841, pp. 105 ff.; neuere Besprechungen sind angeführt von M. Steinschneider, die toxicologischen Schriften der Araber bis Ende des XII. Jahrhunderts, aus dem Archiv für pathol. Anatomie etc., herausg. von Virchow. Bd. LII, Berlin, 1871, p. 344. In jener Aufzählung erscheint ebenfalls der, allerdings arabisch klingende Name Dahir (vgl. auch Dahri, Materialist, s. Steinschneider's Alfarabi, Petersburg 1869, p. 10, 240), in welchem Wilson am a. O. p. 117) den Inder Sri Dhara vermuthet. Ihm geht unmittelbar ein Name voran, der in Handschriften leicht zu xoxo werden kann. Es wird also wenigstens die Frage erlaubt sein, ob etwa aus diesen beiden Namen der angebliche Sissa ben Dahir entstanden sei?

In der arabischen Tradition wurden gute Schachspieler, wie Ledschladsch, as-Suli u. a. zu Erfindern. In einer Bodleyanischen arabischen Handschrift (bei Alex. Nicoll, Bibl. Bodl. Codd. Cat. II. Oxon. 1835 fol. p. 340) wird Sissa ibn Dahir el-Hindi (der Inder) als Autor eines ,,Schema ludi Scacchorum" genannt, d. h. es wird dem mythischen Erfinder irgendwo eine Spieleröffnung oder ein Problem beigelegt.

hebr. beth, span. und ital. casa, franz. case, im alten englischen Greco daher house). Wir sahen schon dass unsere Hauptquelle Mas'ûdî 943 einen indischen König ein Tschaturangabuch über die Berechnung der Schachfelder schreiben (noch nicht aber den Erfinder auf diesen Witz kommen) lässt'). Der Araber Abu Jusuf Jaakub ibn Muhammed el-Hasib (der Calculator) el-Missisi (nach Masisa, Mopsueste in Cilicien, bei C'asiri, nach Missisa, einer Stadt in der Nähe des Meeres, nach Sojuti, de nomin. relat., Lugd. Bat. 1840, p. 247) verfasste im 9.-10. Jahrhundert: Tadhaïf Bujut esch-Schatrendsch, Verdoppelungen der Felder des Schachspiels). Leonardo Pisano, der Vermittler der arabischen Mathematik in Italien, schrieb 1202 in seinem Hauptwerke gleichfalls de duplicatione scacherii"). Sogar die Dichter gebrauchten die Handlung als lebhaftes Bild: ,,Ich kann die Felder des Schachbrettes mit meinem Leid verdoppeln" und: „Man kann mit all' dem Guten, das zu deinem (der h. Jungfrau) Lobe gehört, tausendmal die Felder des Schachbrettes verdoppeln" (Guyot v. Provins Altfr. Lieder 13, 5; 41, 3; Folquet v. Marseille bei Raynouard 3, 159).

Ein persischer Anonymus aus dem 15. od. 16. Jht. (Manuscript der Royal Asiatic Society No. 250, Bland pp. 2-17, Forbes pp. 78-82) liefert. in einem Schachwerke drei Erfindungsfabeln. I. Unmittelbar nach Alexanders des Grossen Eroberungszug regierte ein König, Namens Kaid, über ganz Indien. Jeder Feind war unterworfen und so verging der mächtige Herrscher, indem sein ganzes Reich blühte, aus purer Langeweile vor

7) Vgl. Weber, Vedische Angaben über Zeittheilung und hohe Zahlen (Indische Streifen, I, pp. 90 ff.): „Die Maasslosigkeit in jeder Beziehung ist ein bekannter Characterzug der Inder. Ihre fabelhaften Zeitperioden mit Götterjahren etc. sind berüchtigt genug. Ihre Zahlenangaben übersteigen alle Dimensionen der Möglichkeit. Man hat dem Buddhismus die Schuld gegeben, durch seine Entfesselung der aller Realität beraubten Phantasie diese Maasslosigkeit herbeigeführt zu haben. Genährt und ausgebildet hat er sie gewiss, aber nicht hervorgerufen. Sie ist vielmehr wohl direct ein Product der üppigen, selbst auch in ihren Schöpfungen wie Vernichtungeu maasslosen Natur, welche den einwandernden Arier in Hindostan empfing... So im MBhârata 2, 2143-44, wo Yudhishthira seine Reichthümer, die er im Spiele einsetzen will, aufzählt, in folgender Gradation: ayutam 10,000, prayutam 100,000, padmam (Lotusblume) Million, kharvam (gezwergt) 10 Mill., arvudam 100 Mill., nikharvam (eingezwergt) 100,000 Mill., koti (äusserste Spitze) Billion u. s. w. bis saparam (mit dem Höchsten verbunden) 1000 Billionen. Die Palme aber trägt das Râmâyana davon, welches sich VI, 4, 56-61 bis zu 10,000 Sextilionen (eins mit vierzig Nullen) versteigt: dies war die Zahl der Affen, welche der Affenfürst Sugrîva dem Râvana gegenüberstellte." ,,Rama schoss auf mich Hunderttausende, Millionen, zehn Millionen, zehn tausende, 1000 Millionen, 100,000 Millionen von Pfeilen" ist indische Poesie (MBhâr. 5, 7197)!

8) Fihrist p. 281. Hammer (Literaturgeschichte IV, 366 No. 2403) hat: ..Verdoppelungen der Fehler (!) des Schachspiels", eine köstliche Ironie. Aus elKifti (bei Casiri I, 426) hat Hammer (III, 252 No. 1129) denselben Autor bereits als ungefähr 833 lebend, allein el-Kifti giebt keinerlei Anhaltspunkt für die Zeit. 2) I liber Abaci || di || Leonardo Pisano || pubblicato || secondo la lezione del codice Magliabechiano || C. I, 2616, Badia Fiorentina, No. 73. || da || Baldassarre Boncompagni... | Roma || tipografia delle scienze matematiche e fisiche via Lata numo. 211 || MDCCCLVII. | fol. p. 309. Vgl. über den Verfasser Bald. Boncompagni's Notizie, Roma 1854, pp. 1-4, 87-91, 209, 217, 239. Iets || over de | Uitvinding van het Schaakspel, || benevens eenige rekenkundige vorstellen uit de gevraagde belooning des uit- || vinders afgeleid. || Tholen, || C. A. E. van Ree, 1844. || 12mo. 12 Seiten. Unter dem Vorwort: Goes, Mai 1844. P. J. K. T.

Gram. In dieser Noth sollte sein weiser und scharfsinniger Minister Sassa Rath schaffen. Dieser hatte das durch Alexanders Truppen erst neulich eingeführte (von einem alten griechischen Weisen, Hermes, erfundene), Schatrandschi Kamil oder ,,vollkommene Schach" (das sogenannte „grosse Schach" (des mogolischen Grosschans Timûr, mit 10×11 120 Feldern!) kennen gelernt. Die Inder aber, eine stupide und unwissende Rasse", konnten dieses Spiel nicht capiren, und so entschloss sich Sassa, eingedenk des Wortes unseres Profeten Muhammed (!), sich nach indischem Stumpfsinn zu richten und das Spiel des griechischen Weisen bis auf 64 Felder zu vereinfachen. Das gelingt vortrefflich, Majestät sind entzückt, spielen Tag und Nacht Schach, folgen die Waizenkörner mit bengalischer Beleuchtung 10). II. „Es war einmal ein König in Indien, der hiess Fur (Porus). Er stirbt, sein einziger noch sehr jugendlicher Sohn wird von Feinden umringt, sein erster Minister aber, Sassa Ibn Dâhir kürzt das ,,Vollkommene Schachspiel" zu einer Kriegsschule für den Fürsten ab, und dieser besiegt nun alle Widersacher. III. In Firdausi's epischem Gedicht Shah-Nameh wird erzählt, u. s. w. Folgt die Geschichte der Prinzen Gau und Talchand als zur Zeit des Königs Nûschirwân des Gerechten in Indien vorgefallen, aber mit Einschaltung des Sassa Ibn Dâhir aus der ersten Erzählung. Er zeigte der Königin-Mutter auf dem (reducirten) Schachbrett, wie der besiegte Talchand an gebrochenem Herzen starb, bei welcher Gelegenheit seine Umgebung ausrief: Shah mand,“ d. h. der Prinz ist bis auf's Aeusserste gebracht11). Die königliche Wittwe spielte darauf täglich Schach mit Sassa. Eigentlich, sagt Forbes, war Dahir der ältere und Sassa der jüngere (das wissen wir aus der indischen Geschichte und „,both of them lived nearly a century after Naushiravan!!), und wäre also Dâhir Ibn Sassa wol richtiger, das ist aber eine Kleinigkeit. Schlimmer ist es allerdings, und einem Forbes sind solche Ungenauigkeiten besonders unangenehm, dass der Anonymus so wenig Scrupel hat, seine Autoritäten (!) seinem Zwecke dienstbar zu machen. For instance, in the third account which, as he states, he has abriged from the poet Firdausi he, with the coolest effrontery, falsifies that eminent author's statement. The great poet says not a word about Sassa, nor of the game

10) Auf diesem widerlichen modern-orientalischen Geschmier beruht die übrigens so ausgezeichnete Abhandlung Bland's über das persische Schach! Auch bei ihm steht, wie immer bei Schachlaien, das grosse Prudelschach als ursprünglich dem Normalschach als etwas Abgeleitetes entgegen. Ueberall wo die Abarten (Dreischach, Vierschach, Rundschach u. s. w.) grassiren, fehlt im Gegentheil immer der Schachgeist. Es ist ein wahres Unglück für unseren Gegenstand gewesen, dass die Gelehrten keine Schachspieler und die Schachspieler keine Gelehrten

waren.

11) Forbes, der pp. 60-71 die Erzählungen ausführlich mittheilt, macht hier die lächerliche Note: Shah-mand is the genuine old Persian term (woso denn?), which the Arabs (!) changed into Shah-Mat, the king is dead. The latter expression is less correct, for in reality the king at Chess is not killed; however, from the term Shah-Mat, as used by the Arabs, comes, by various corruptions our Check-Mate." Der König wird wol geschlagen, aber er ist das entscheidende Stück und daher lässt man ihn, wenn er dem Angriff sich nicht mehr entziehen kann, einfach stehen. Jede andere Erklärung ist nicht mehr Schach, sondern Schach symbolik.

of the Greeks". An sich wäre es nun allerdings komisch, wenn ein Prof. der Zoologie gegen den Verfasser des niedlichen ,,Rothkäppchen" losziehen wollte, weil ja doch ein Wolf ,,nicht sprechen kann." So schaltet auch hier der Erdichter ganz frei mit der Dichtung eines Vorgängers, da doch beide blos aus der unerschöpflichen Vorrathskammer ihrer Fantasie die Erfindung des Schachspiels hervorzaubern. Doch muss ich den Leser in diesem speciellen Falle ausdrücklich ersuchen, die von mir in dem Citat unterstrichenen Worte nicht wieder zu vergessen!

Rhâdakânta (Asiatic Researches, Calcutta 1790, pp. 159 ff.): Das Tschaturangaspiel (womit hier ein indisches Würfelvierschach gemeint war) wurde in Ceylon, zur Zeit der Belagerung der Hauptstadt Lanka ,,im zweiten Zeitalter der Welt" durch Rama, von der Gemahlin des Königs Ravana erfunden, um ihn, während der Einschliessung der Stadt mit einem Bilde des Krieges zu beschäftigen 12). Wir fühlen auf der Stelle, dass wir endlich in Indien selbst angelangt sind.

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Eyles Irwin (Canton am 14. März 1793): „Ein junger Mandarin, Namens Tinqua, hat mir ein tschinesisches Manuscript, einen Auszug aus den Concum (unbekannt!) oder tschinesischen Jahrbüchern mit einem Bericht über die Erfindung des Schachspiels, gezeigt. 379 Jahre nach Confucius oder vor 1965 Jahren (174 Jahre vor Chr.) hat der Hankaiser, Kao Tsu, dessen Name Liu Pang war, einen 36 Jahre alten im Kriege und Frieden gleich erfahrenen Beamten (ta yüan si'), Namens Han Sing, mit mehreren Zehntausenden, Reitern und Fussvolk, ausgesandt, den König, welcher sich die Herrschaft in Tschú angemasst, zu bekriegen. So sei unverrichteter Sache der Winter hereingebrochen und die Truppen hätten nach Hause zurückkehren wollen. Da hätte Han Sing das hsiang ći erdacht, um seinen Truppen die Grillen zu vertreiben“ u. s. w. 13).

Wenden wir uns nach dem Westen! Im christlichen Mittelalter mussten selbstverständlich zuerst die ,,Klassiker" herhalten, um die Neugierde nach dem Ursprung des Schachspiels zu befriedigen. Neckam (um 1180) legt es dem weisen Ulysses (Odysseus) bei, oder es wird überhaupt „trojanisch“ (vgl. Codex I. p. 29814) und dadurch (ein Erbfehler auf diesem Gebiete!) mit den griechischen und römischen Spilen identificirt, bis die Zopfzeit einstimmig den Palamedes mit der Erfindung beauftragt.

12) Rama, according to Sir William Jones's Chronology of the Hindoos, appeared on earth at least 3800 years ago; and this event happened in an early part of his career; yet, notwithstanding these proofs (!) of antiquity and originality. Sir W. J. was of opinion, that this rudimental and complex game, is a more recent invention than the refined game of the Persians and Europeans; which he also states to have been certainly invented in India, and appears, therefore, to have considered the original." Hiram Cox, 28. Mai 1799.

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Vol. V. Dublin:

13) The Transactions || of the Royal Irish Academy. printed by George Bonham, South Great George's-Street. || For the Academy. 4to. pp. 53-63. An Account of the Game of Chess, as played by the Chinese, in a Letter from Eyles Irwin, Esq.; to the Right Honourable the Earl of Charlemont, President of the Royal Irish Academy. Mit 2 Tafeln. Vgl. J. S. Bingham's Ponziani (den er Ercole dal Rio" nennt), London 1820, p. VIII. Magazin für die Literatur des Auslandes, No. 148, 10. Dec. 1834, p. 592: Schachspiel.

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14) Durch diese flüchtige Identificirung aller möglichen Spiele mit Schach fielen nun auch die mythischen Erfinder dieser ganz fremden Spiele in unser Gebiet ein. So z. B. mit dem Würfelspiel der Lyder bei Herodot auch die Brüder

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